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31.08.2021, 17:00 Uhr | Leonhard Sebastian
75 Jahre CDU Mutterstadt - Historisches
Jubiläum des Ortsverbandes
Nach dem Krieg wurde die CDU als neue Partei gegründet, die auf christlichem Menschenbild basierend überkonfessionell ausgerichtet war. Die Soziale Marktwirtschaft war ihr Markenzeichen.

Mutterstadt - Die Initiatoren zur Gründung einer CDU in Mutterstadt waren die Katholiken Eugen König, Wilhelm Schott und Hermann Magin. Sie trafen sich mit anderen, meist sonntagnachmittags, bei dem legendären Dekan Finck in Limburgerhof. Einer der regelmäßigen Teilnehmer war der junge Gymnasiast Helmut Kohl. Im Saal des "Ochsen" wurde am 01.06.1946 um 20:30 Uhr die CDU Mutterstadt gründet. Den vorläufigen Vorsitz übernahm Franz Nicklas. Am 14. Juli 1946 fand die erste Mitgliederversammlung statt. Von inzwischen 46 Mitgliedern waren 35 anwesend. Sie wählten Eugen König zum ersten und Wilhelm Schott zum zweiten Vorsitzenden. Die Diskussionen in den Sitzungen zeigten das Elend der Menschen, ihre unmittelbare Not: Versorgung mit täglichem Brot, Brennmaterialen wie Holz und Kohle, Winterkartoffeln sowie Suppe für die Schulkinder waren wiederkehrende Themen. Die Bauern wurden angehalten, die Kartoffeln für die Suppe zur Verfügung zu stellen. Privatinitiative war gefordert. So verhandelte die CDU über die Zonengrenzen hinweg mit hessischen Bauern um den Tausch von Karotten aus Mutterstadt gegen Kartoffeln.

Die Mutterstadter Protestanten hatten sich zunächst der neuen Partei verweigert. Gespräche führten am 25. August 1946 dann doch zum Erfolg. Am 15. September 1946 fand die erste Kommunalwahl nach dem Krieg statt, bei der die CDU 45% der Stimmen erhielt. Ehemals aktive Nationalsozialisten waren als Kandidaten ausgeschlossen. 10 Protestanten und 13 Katholiken hatten für die CDU kandidiert. Die CDU errang 9, die SPD 8 und die KPD 3 Sitze. Der Bürgermeisterkandidat der CDU war Wilhelm Metzger. Obwohl die CDU bei der Wahl mit 45 % die meisten Stimmen erhalten hatte, ging die Partei leer aus. SPD und Kommunisten teilten sich die Ämter. Der SPD-Mann Heinrich Hartmann wurde zum Bürgermeister, ein Kommunist zum ersten und ein SPD-Mitglied zum zweiten Beigeordneten gewählt.

Aufgrund von Misstrauen und daraus entstandener Reibereien zwischen den protestantischen und katholischen Mitgliedern erzielte die CDU bei der nächsten Kommunalwahl am 14. November 1948 nur noch 6 Ratssitze. Die protestantische Wählerschaft war zu einer neu gegründeten, evangelisch geprägten Freien Wählergruppe abgewandert.

Im Oktober 1949 - nach der Suspendierung des neuen Bürgermeisters - übernahm Ferdinand Schott von der CDU als erster Beigeordnete und somit Rechtsnachfolger das Amt des Bürgermeisters. Als er im März 1950 starb, folgte ihm Richard Magin, nach Schott zum ersten Beigeordneten gewählt, ins Amt. Diese Zeit war die einzige, in der ein CDU-Mann an der Spitze der Gemeinde stand. Im April 1951 wurde erstmals ein hauptamtlicher Bürgermeister gewählt. 

Es dauerte eine Weile, bis wieder namhafte junge evangelische Christen in die CDU eintraten und Führungsrollen wahrnahmen. Das zahlte sich bei der Gemeinderatswahl im Jahr 1964 aus, nachdem eine 2. Wählergruppe sich aufgelöst hatte. Die CDU gewann 2 Mandate hinzu und verbesserte dieses Ergebnis in der Wahl vom 08.06.1969 um einen weiteren Sitz. Die SPD errang allerdings einen Sitz mehr und damit die absolute Mehrheit. Zum ersten Mal wurde mit Änne Klein von der CDU eine Frau in den Gemeinderat gewählt.

Spannend war die Bürgermeisterwahl 1973, als die CDU mit Herbert Maurer, dem Geschäftsführenden Beamten der Gemeinde, als ihren Kandidaten gegen den offiziellen Kandidaten der SPD stellte. Maurer gewann mit 10 Stimmen, 9 der CDU und eine eines Abweichlers aus der SPD-Fraktion. Die Wähler dankten es 1974 mit ihren Stimmen. Die CDU errang wie die SPD 12 Sitze. Zusammen mit der neuen Wählergruppe Arenz bestimmte die CDU die Politik dieser Wahlperiode. Der protestantische CDU-Politiker Hans Renner wurde zum ersten Beigeordneten gewählt. Die Partei hatte sich nach der Wiedergründung der Jungen Union 1993 stark verjüngt. 1992 verhalf die CDU Ewald Ledig zu einer knappen Mehrheit für das Amt des Bürgermeisters. Die Wählergruppe, die gespalten war, unterstützte ihren Kandidaten nicht einhellig. Seitdem stellen die Fraktionen CDU, SPD und Wählergruppe jeweils einen Beigeordneten. Das erleichterte die Zusammenarbeit im Rat. Die früher oft verbissenen Diskussionen und parteiideologisch bestimmten Entscheidungen wurden nun durch eher sachliche Debatten geprägt. Durch Gesetzesänderung werden inzwischen die Bürgermeister nicht mehr vom Gemeinderat, sondern von den Bürgern gewählt.

Die CDU stellte viele Jahrzehnte die Bundesregierungen. Auch in Rheinland-Pfalz war die CDU seit Gründung des Landes bestimmend. Politiker wie Helmut Kohl, Bernhard Vogel und Heiner Geißler spielten nicht nur im Land, sondern auch bundesweit eine bedeutende Rolle.

aktualisiert von Katja Schulze-Berge, 03.12.2022, 16:12 Uhr
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